Am 16. September 2024 fand im Ständesaal des Rathauses Schleswig ein gemeinsamer sicherheitspolitischer Empfang statt, zu dem die Stadt Schleswig, der Arbeitskreis Reserveoffiziere Schlei-Förde im Verband der Reservisten der Bundeswehr e. V. und die Gesellschaft für Sicherheitspolitik eingeladen hatten. Im Fokus der Veranstaltung stand ein Vortrag von Frau Dr. Janka Oertel, Direktorin des Asienprogramms und Senior Policy Fellow beim European Council on Foreign Relations (ECFR), die zum Thema und ihrem Buch „China – Ende der Illusion in Hinblick auf Technik, Umwelt und Sicherheitspolitik sowie Städtepartnerschaften?!“ referierte.
Bürgermeister Stephan Dose begrüßte die rund 70 Teilnehmenden und dankte den Mitveranstaltenden für ihr Engagement, das diese Veranstaltung möglich gemacht hat. „Gerade in Zeiten zunehmender globaler Unsicherheiten ist der Austausch und die Diskussion über sicherheitspolitische Themen von herausragender Bedeutung,“ so Stephan Dose.
Frau Dr. Oertel, eine international anerkannte Expertin für chinesische Politik und internationale Beziehungen, beleuchtete in ihrem Vortrag die wachsende Bedeutung Chinas und die Auswirkungen seiner Politik auf Technik, Umwelt und globale Sicherheit. Sie stellte vier zentrale „Illusionen“ im Umgang mit China vor und entlarvte diese als Mythen: 1. Die chinesische kommunistische Partei ist ein Garant für Stabilität. Fakt ist, die autoritäre Führung stellt ein Risiko und einen Unsicherheitsfaktor dar. Die Frage, was die Regel und was die Ausnahme sei, bleibt offen. 2. Es herrscht eine Win-Win-Situation für alle Handelspartner*innen. In Wahrheit strebt China nicht nach Gegenseitigkeit, sondern versucht, Dominanz in der gesamten Lieferkette zu erlangen. Es geht dabei um Risikominimierung für China, nicht für die Handels-partner*innen.3. China ist eine regionale Macht ohne imperiale Ambitionen. Tatsächlich strebt China nach globaler Macht und bereitet sich gut auf mögliche Kriege vor. Es gibt viele Grenzkonflikte, und China hat Allianzen mit Ländern wie Iran, Nordkorea und Russland geschmiedet. 4. China will den Klimawandel bekämpfen. Das stimmt zwar, aber China verfolgt keine kooperative internationale Lösung. Stattdessen entwickelt das Land eigene Technologien, etwa Elektroautos und Windkraftwerke, um seine Dekarbonisierungsstrategie unabhängig zu gestalten. Eine „Bonus-Illusion“ sei die Vorstellung, dass China nach globaler Sicherheit strebt. In Wirklichkeit, so Dr. Oertel, gedeihe China in einem Zustand von Chaos und Instabilität und habe wenig Interesse an echter internationaler Zusammenarbeit. Vielmehr ist China ein Systemrivale. Die Achillesferse Chinas sei die Abhängigkeit von hochleistungsfähigen Halb-leitern und vom US-Dollar. Die Quintessenz des Vortrages bestand in einem Aufruf, Naivität und Illusionen abzulegen, sich mit der Geschwindigkeit des chinesischen Aufstiegs auseinanderzusetzen und den europäischen Markt zu schützen. Dr. Oertel appellierte für mutiges, entschlossenes und vor allem europäisches Handeln sowie massiv zu investieren.
Die Teilnehmer*innen der Veranstaltung hatten anschließend die Möglichkeit, Fragen zu stellen und an einer Diskussion teilzunehmen.
Die Stadt Schleswig betont die Wichtigkeit solcher Veranstaltungen, um den sicherheitspolitischen Diskurs in der Region zu stärken und der Öffentlichkeit fundierte Informationen zu aktuellen Entwicklungen zu bieten. Der Abend klang mit einem Imbiss aus, bei dem vertiefende Gespräche in kleiner Runde geführt werden konnten.