Schleswig ist mit ihren mehr als 24.000 Einwohnerinnen und Einwohnern die größte Stadt des Landkreises Schleswig-Flensburg. Die Stadt übernimmt aufgrund ihrer Größe und Lage eine besondere Versorgungsfunktion für das Umland mit nahezu 100.000 Menschen.
So ist Schleswig z.B. Sitz der Kreisverwaltung und Standort für bedeutende Kultur- und Verwaltungseinrichtungen wie das Landesmuseum, das Landesarchiv, verschiedenen Justizbehörden oder das Schloss Gottorf. Für die zukünftige Entwicklung der Stadt Schleswig gilt es, Defizite der Stadt auszumachen und diesen entgegenzuwirken.
Zur Ermittlung der Defizite gab es in den Jahren von 2010 bis 2012 eine umfangreiche Untersuchung der Innenstadt. Speziell für den wichtigen Bereich der Schleswiger Innenstadt mit der Fußgängerzone, zahlreichen Geschäften, Cafés und Bistros, dem Kino, dem Parkhaus, der Stadtbücherei, der Post, dem ZOB und weiteren Einrichtungen für den täglichen und besonderen Bedarf wurden mehrere Missstände festgestellt:
- ein erhöhter Instandsetzungs- und Modernisierungsbedarf bei den Immobilien
- eine hohe Fluktuation der Einzelhandelsbetriebe und verstärkte Leerstände von Ladenflächen
- eine schlechte Verbindung zwischen der Schlei bzw. den Königswiesen und dem Stadtweg
- ein Mangel in der Gestaltung und der Funktion des öffentlichen Raumes (z.B. die Art der Pflasterung, die Gestaltung von Plätzen, die Möblierung mit Bänken usw.)
- ungelöste Probleme mit dem Hertie-Standort, dem Erhalt des Parkhauses oder der ungestalteten Bebauung im Schwarzen Weg
Zustand des Gebäudebestands
In einigen Teilen des Untersuchungsgebietes wurde ein erheblicher Sanierungsbedarf an den Gebäuden festgestellt. Über 40 % der Gebäude sind sanierungsbedürftig, bei 14 % besteht sogar erheblicher Sanierungsbedarf. Gebäude mit Sanierungsbedarf befinden sich insbesondere im Bereich der ehemaligen „Hertie“-Immobilie, im Bereich Gallberg, in den Randbereichen des Stadtweges (Abschnitte Domziegelhof – Moltkestraße und Plessenstraße – Gallberg), im Bereich des ehemaligen Landestheaters sowie im Domziegelhof.
Vorrangig befinden sich große, sowohl für das Stadtbild als auch für die Funktionsfähigkeit der Stadt bedeutende Gebäude in einem baulich schlechten Zustand, was die Bedeutung dieses Problemfelds noch erhöht. Zu nennen sind hier etwa die Stadtbücherei, das städtische Parkhaus und das ehemalige „Hertie“-Kaufhaus.
Städtebauliche Defizite
Im Untersuchungsgebiet liegen gleich mehrere städtebaulich ungeordnete Bereiche. Insbesondere die südlich des Stadtweges gelegenen Ergänzungsflächen der Einzelhandelseinrichtungen sowie die Block-Innenbereiche südlich des Lollfußes weisen größtenteils städtebauliche Mängel und deutlich erkennbare Defizite in der Gestaltung auf.
Der Bereich zwischen Schwarzer Weg und Königstraße lässt keine städtebauliche Struktur erkennen. Hierzu trägt auch die funktional sehr heterogene Mischung aus ZOB, Feuerwehr, Einkaufszentrum, Wohnen, Gewerbe und Dienstleistung bei. Hinzu kommt die schlechte Anbindung des Areals an die Innenstadt (Stadtweg), die sich besonders für das “Schlei-Center” negativ auswirkt. Das Einkaufszentrum ist nur über einen schmalen Durchgang an den Stadtweg bzw. die Fußgängerzone angebunden. Da es keine attraktiven Durchwegungen des Bereiches gibt, wirkt dieser fast wie eine Barriere zwischen der Innenstadt und der Königstraße/Schlei.
Die Königstraße wiederum hat aufgrund ihrer Gestaltung eine trennende Wirkung zwischen der Innenstadt und dem Bereich Königswiesen/Schlei. Entlang der Straße existiert zudem kein gefasster Straßenraum, was zu einem unattraktiven Erscheinungsbild des Areals und einer fehlenden Aufenthaltsqualität führt. Eine Vernetzung des touristischen Anziehungspunktes Schlei mit der Innenstadt ist somit nicht gegeben.
Problematik des Einzelhandelsstandortes Innenstadt
Als Einzelhandelsstandort hat die Schleswiger Innenstadt in mehreren Bereichen sowohl mit funktionalen, als auch mit gestalterischen Mängeln zu kämpfen. Dies gilt insbesondere für die Haupteinkaufsstraße Stadtweg. Ihre Gestaltung wird der Bedeutung als innerstädtische Einzelhandelszone mit Einzelhandelsgeschäften nicht gerecht.
Die Innenstadt leidet unter einem hohen Leerstand im Bereich des Einzelhandels. Fast ein Drittel der dortigen Ladenflächen steht leer. Es besteht die Gefahr eines „Trading-Down-Effekts“, bei dem sich Leerstand und sinkende Anziehungskraft auf potenzielle Käuferinnen und Käufer gegenseitig bedingen und vorantreiben. Ein anhaltendes Negativsignal setzt hier insbesondere der langfristige Leerstand des einstigen Magnetbetriebes „Hertie“. Aktuell gibt es nur sehr wenige ausstrahlungsstarke Magnetbetriebe in Schleswig. Als problematisch erweist sich die sehr lange Ausdehnung der Ladenstraße, aufgrund derer es kaum möglich ist, den gesamten Bereich mit attraktiven Einzelhandelsnutzungen zu besetzen. Am westlichen und östlichen Ende der Fußgängerzone (Stadtweg) sind in der Folge auch zunehmende Leerstände zu verzeichnen.
Die Innenstadt weist auch funktionale Defizite im Branchen-Mix auf: So fehlen etwa leistungsstarke Anbieter in den Bereichen Hausrat, Glas, Porzellan und Keramik. Negativ wirkt sich zudem die unzureichende Anbindung der Innenstadt an die Schlei aus, in deren Folge sich das touristische Kaufkraftpotenzial nicht ausschöpfen lässt. Hinzu kommt die schlechte Anbindung des “Schlei-Centers“ an die Fußgängerzone, die die Kunden nicht in das zentrale Shopping-Center zieht. Die Durchschneidung der Fußgängerzone durch die Plessenstraße stellt eine weitere Barriere für einen ungehinderten Strom der einkaufenden Kundinnen und Kunden dar.
Defizite der verkehrstechnischen Infrastruktur
Die verkehrstechnische Infrastruktur des Untersuchungsgebietes bedarf in Hinblick auf verschiedene Aspekte einer Sanierung. So weisen die Fahrbahnbeläge bzw. die Beschaffenheit der Straßen Gallberg, Plessenstraße, Schwarzer Weg, Poststraße, Domziegelhof, Lollfuß und Gutenbergstraße deutliche Schäden auf. Über die zentrale Königstraße gibt es keine ausreichenden Querungsmöglichkeiten für Fußgängerinnen und Fußgänger. Auch der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) leidet unter gestalterischen Defiziten. Von den Verkehrsbetrieben wird der ZOB als nicht ausreichend leistungsfähig beschrieben. Aufgrund der verkehrsgünstigen Lage des ZOBs in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt soll der Standort aber erhalten bleiben. Eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit des ZOBs kann ggf. durch eine Umgestaltung und einer damit einhergehenden Verbesserung der Verkehrsabwicklung erreicht werden. Das städtische Parkhaus am ZOB weist Gestaltungsdefizite auf.
Zur Vorbereitung der Innenstadtsanierung gab es bereits von 2010 bis 2012 eine umfangreiche Untersuchung der Innenstadt ("vorbereitende Unetrsuchungen"). Aus den vorbereitenden Untersuchungen ergeben sich verschiedene Ziele, Chancen und Potenziale sowie ein Leitbild für die Schleswiger Innenstadt.
Ziele
Zu den Zielen zählt mitunter:
- Die Aufwertung der Eingangssituation: Gemeint sind damit die Bereiche am Capitolplatz und beim Hertie-Gebäude, die zu einladenden Stadtplätzen umgestaltet werden könnten und damit die Gesamtattraktivität der Innenstadt deutlich steigern würden. Beide haben ein hohes Entwicklungspotential.
- Eine bessere Verbindung zwischen Schlei und Innenstadt: Durch eine bessere Verknüpfung des Naturraums Schlei mit der Innenstadt sowie mit den umliegenden Grünflächen könnten zusätzliche belebende Impulse gesetzt werden. Dazu wären weitere, ansprechende Wegeverbindungen von der Innenstadt zu den Königswiesen erforderlich.
- Die Aufwertung des Gebäudebestands: Die Grundstücke im Bereich Schwarzer Weg/Königstraße bieten Potenzial zur Aufwertung und Neuordnung durch die Verlagerung der Feuerwehr, eine mögliche Umgestaltung des ZOB und die Aufwertung des Parkhausquartiers.
Chancen und Potenziale
Die ermittelten Chancen und Potenziale lassen sich am besten über den entsprechenden Plan nachvollziehen:
Leitbild
Aus den dargestellten Chancen und Potenzialen wurde ein Leitbild für Schleswig mit zwei Schwerpunktzielen abgeleitet.
Schleswig an die Schlei
Oberstes Ziel der Maßnahmen rund um den Stadtweg ist die bessere Anbindung der Innenstadt an den touristischen Anziehungspunkt Schlei und eine Stärkung des Einzelhandelstandortes Schleswig. Hierzu wird als erste Maßnahme die bessere räumliche Vernetzung der Innenstadt mit den Königswiesen und somit mit dem Ostseefjord angestrebt. Der identitätsprägende Naturraum Schlei soll künftig als positiver Standortfaktor genutzt werden, um die Identität und Attraktivität der Innenstadt zu stärken. Hierfür soll insbesondere die touristische Attraktion Königswiesen/Schlei einbezogen werden. Der Landschaftsraum Schlei ist für Bürgerinnen und Bürger wie Touristen ein Schwerpunkt für Naherholung. Vielfältige Freizeiteinrichtungen am Wasser sind für Schleswig daher wichtige Standortfaktoren, um Touristen anzulocken. Ein höheres Touristenaufkommen stärkt wiederum die Konsum-Nachfrage in der Innenstadt.
Stärkung der Innenstadt als Ort der Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Stadt
Die mit Einzelhandelseinrichtungen belegte Fußgängerzone ist für eine Stadt mit der Größe Schleswigs zu lang, um durchgehend attraktiv besetzt zu sein. Es bietet sich eine Verdichtung und Konzentration der wichtigen Einzelhandelseinrichtungen im zentralen Bereich der Innenstadt an. Der zentrale Bereich sollte zwischen zwei Polen mit starken Ankernutzungen oder Stadträumen oder anderen zentrumsrelevanten Funktionen eingespannt und so auf eine gut bespielbare Fläche konzentriert werden. Damit könnte die Innenstadt sowohl eine funktionale Stärkung, als auch eine gestalterische Aufwertung erfahren.
Das Maßnahmenkonzept enthält eine Reihe von Schritten, die zur Erreichung der Sanierungsziele „Schleswig an die Schlei“ und „Stärkung der Innenstadt“ erforderlich sind. Es wurden u. a. folgende Maßnahmen im Rahmen der Vorbereitenden Untersuchungen vorgeschlagen:
- die Umgestaltung der Fußgängerzone (Stadtweg) und des Capitolplatzes
- die Beseitigung der Einzelhandelsleerstände - dies gilt insbesondere für den ehemaligen Magnetbetrieb „Hertie"
- die Grundstücke im Bereich des ehemaligen „Hertie“-Kaufhauses/ Stadtbücherei umgestalten und gegebenenfalls neu ordnen
- die Umgestaltung der Königstraße und des Schwarzen Weges
- Verbesserung von Wegeverbindungen u.a. zwischen Stadtweg und Königswiesen
- die Verlagerung der Feuerwehr, inklusive des Abbruchs und der Neubebauung des Grundstücks, sowie die Umgestaltung des ZOBs und des städtischen Parkhauses
- die bauliche Fassung der Königstraße
- die Umgestaltung und Attraktivierung des “Schlei-Centers“
- die Schaffung einer gestalteten Einkaufspassage mit attraktivem Einzelhandelsbesatz vom Stadtweg zur Königstraße
- die Entwicklung von untergenutzten Flächen, gegebenenfalls bedeutet das auch den Abbruch bestehender, nicht mehr zu nutzender Gebäudeteile
- die Neuentwicklung der Fläche des Landestheaters
- Sanierung von Gebäuden zur Stärkung der Funktionen Wohnen und Einzelhandel
Zur Aufwertung des Einzelhandelsstandortes Stadtweg muss zunächst die Umgestaltung der Fußgängerzone (Stadtweg) und des Capitolplatzes inklusive des platzbegleitenden Abschnittes der Plessenstraße erfolgen. Dies trägt zur Stärkung der Versorgungsfunktion der zentralen Innenstadt ebenso wie zur Steigerung der Attraktivität durch eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität bei. Seit Ende 2011 setzen sich einige Schleswiger Grundeigentümerinnen und -eigentümer mit dem Gedanken auseinander, ein PACT in der Schleswiger Innenstadt (Bereich Stadtweg zwischen Poststraße und Plessenstraße) zu installieren. Es gibt zurzeit erste Ideen und Vorstellungen. Im Rahmen einer Informationsveranstaltung wurden diese Ideen einem breiteren Publikum vorgestellt.
Des Weiteren müssen die vorhandenen Einzelhandelsleerstände beseitigt werden, dies gilt insbesondere für den ehemaligen Magnetbetrieb „Hertie“. Die Leerstandsbekämpfung ist von grundlegender Bedeutung für die Aufwertung des Untersuchungsgebietes, einem Trading-Down-Effekt ist frühestmöglich entgegenzuwirken. Hierzu sind vor allem Teile des Stadtweges entsprechend ihrer Bedeutung als innerstädtische Einzelhandelszone umzugestalten, um die vorhandenen Potentiale (viele inhabergeführte Geschäfte, enge Kundenkontakte) zu nutzen. Als weitere Maßnahme gilt es, die Grundstücke im Bereich des ehemaligen „Hertie“-Kaufhauses/Stadtbibliothek umzugestalten und gegebenenfalls neu zu ordnen. Dazu zählen etwa die Ansiedlung eines Magnetbetriebes oder eine Immobilienentwicklung inklusive Freiraumgestaltung/Stadtplatz für einen Magnetbetrieb zur Stärkung der Innenstadt.
Auch eine Umgestaltung der Königstraße und des Schwarzen Weges ist anzustreben. Neben der Pflanzung von Straßenbäumen und baulichen Maßnahmen zur Verbesserung der Querungsmöglichkeit sind auch Maßnahmen zur Reduzierung der Geschwindigkeit des motorisierten Verkehrs zu ergreifen. Die Königstraße ist als Bindeglied zwischen der Schleswiger Innenstadt und der Schlei von essentieller Bedeutung für die Verkehrsinfrastruktur. In den letzten Jahren hat sie sich zudem immer mehr zu einem Bereich mit Einzelhandelsbesatz entwickelt, was sie auch unter wirtschaftlichen Aspekten interessant macht.
Vorgesehen ist des Weiteren die Aufwertung von Wegeverbindungen u.a. zwischen Stadtweg und Königswiesen. Dies bezieht sich sowohl auf die Gestaltung inklusive des Stadtgrüns, als auch auf den Besatz mit attraktiven Einzelhandelseinrichtungen im zentralen Bereich zwischen Stadtweg und Königstraße.
Die städtebaulich unstrukturierten Bereiche nördlich der Königstraße bedürfen ebenfalls einer Umgestaltung bzw. Neuordnung. Dazu zählen etwa die Verlagerung der Feuerwehr, inklusive des Abbruchs und der Neubebauung des Grundstücks, sowie die Umgestaltung des ZOBs und des städtischen Parkhauses. Die Königstraße sollte weitestgehend baulich eingefasst werden.
Zur allgemeinen Aufwertung des Einzelhandelsstandorts im Schleswiger Zentrum kann auch die Umgestaltung des “Schlei-Centers“ und des städtischen Parkhauses beitragen. Die Anbindung des “Schlei-Centers“ an den Stadtweg und die Königstraße sollte durch die Schaffung einer gestalteten Einkaufspassage mit attraktivem Einzelhandelsbesatz vom Stadtweg zur Königstraße verbessert werden. Dazu gilt es, die Passage im “Schlei-Center” umzugestalten sowie eine neue Passage vom Stadtweg zum “Schlei-Center” zu entwickeln.
Daneben liegt das Augenmerk vor allem auf der Entwicklung von untergenutzten Flächen, gegebenenfalls bedeutet das auch den Abbruch bestehender, nicht mehr zu nutzender Gebäudeteile. Diesbezüglich besteht erheblicher Handlungsbedarf im Bereich des baufälligen Landestheaters. Erforderlich ist eine umfassende Neuentwicklung dieser Fläche. Hinzu kommt die notwendige Sanierung von Gebäuden zur Stärkung der Funktionen Wohnen und Einzelhandel im Untersuchungsgebiet.
In verkehrstechnischer Hinsicht steht die Instandsetzung der Straßen Plessenstraße und Gallberg inklusive Maßnahmen zur Aufwertung des Straßenraumes im Vordergrund.
- Sanierungsgebiet Innenstadt - Vorbereitende Untersuchungen - Bericht Endfassung (inklusive Pläne 2 - 4)
- Sanierungsgebiet Innenstadt - Vorbereitende Untersuchungen - Pläne 5 - 8
- Sanierungsgebiet Innenstadt - Vorbereitende Untersuchungen - Pläne 9 - 12
- Sanierungsgebiet Innenstadt - Vorbereitende Untersuchungen - Pläne 13 - 16